Blick in die Ortsgeschichte
Altrheinbrücke vor 35 Jahren eingeweiht
„In Ketsch uff der Brück‘, mit der Datschkapp im G‘nick“: Mit diesen Zeilen beginnt das traditionelle „S‘Ketscher Datschkappe-Lied“, dessen Text von Heimatforscher Robert Fuchs neu bearbeitet worden war. Welche „Brück“ gemeint ist, darüber muss in Ketsch niemand nachdenken! Ihr hölzerner Körper hat vieles gesehen und zahlreiche Füße sind über sie gelaufen: die Altrheinbrücke. Im Verlauf der Jahre ist sie zu einem Wahrzeichen der Enderlegemeinde geworden.
Seit nunmehr 35 Jahren gibt es diese Verbindung über den Altrhein. Am 23. November 1990 wurde die Einweihung der neuen Altrheinbrücke gefeiert. Trotz strömenden Regens waren rund 100 Besucher gekommen, um die 54 Meter lange und fast 9 Meter breite Brücke aus 380 Kubikmeter heimischen Douglasienholzes in Augenschein zu nehmen.
Forstminister Gerhard Weiser lobte damals in einer Ansprache die umweltfreundliche Bauweise. Neben Gerhard Weiser hatte sich vor allem auch der damalige Bürgermeister Ferdinand Schmid für die Verwendung dieses nachhaltigen Rohstoffes stark gemacht. Der Bau einer neuen Brücke für Schwerlastverkehr bis 30 Tonnen sollte dokumentieren, dass Holznutzung und Naturschutz kein Widerspruch sind.
Bis heute trägt die Altrheinbrücke jeden Tag aufs Neue Fußgänger und Radfahrer, die zur Rheininsel möchten, ebenso sicher wie die Lkw mit den Holztransporten. Doch wie hat eigentlich alles angefangen? Drehen wir das Rad der Geschichte ins 19. Jahrhundert zurück...
Durch die Tulla’sche Rheinregulierung um 1826/30 entstand die Rheininsel. Nach der Begradigung des Flussbetts wurden im Ketscher Altrheinbogen Dämme aufgeschüttet. Vom Leinpfad am Försterhaus auf der Rheininsel hatte sich ein Sporn gebildet, und so kam es, dass die Wasser- und Straßenbauinspektion Mannheim einen Weg bis zum eingeengten Altrhein bauen ließ. Dieser Übergang wurde zur Holz- und Heu-Abfuhr benutzt, war aber nicht sehr belastbar und bei Hochwasser oft beschädigt.
Erste Brücke vor 135 Jahren
1890 wurde eine Holzpfeilerbrücke mit eisernen Tragelementen als Fahrbahnunterlage fertiggestellt. Das bei Schneeschmelze auftretende Hochwasser bereitete Probleme, so dass die Brücke immer wieder abgeschlagen werden musste. Am 4. Juni 1955 wurde eine 55 Meter lange und 3,90 Meter breite Eisenpfeilerbrücke ihrer Bestimmung übergeben. Anfangs betrug ihre Tragfähigkeit bis zu neun Tonnen. In den Folgejahren wurde auch diese Brücke häufig von den Fluten des Rheins überspült, zuletzt Anfang 1990.
Apropos 1990, das Geburtsjahr der heutigen Altrheinbrücke: Die Planungen für das Projekt hatten bereits 1985 begonnen. Das Forstamt Schwetzingen hatte die von Pionieren erbaute Eisenpfeilerbrücke für nicht mehr verkehrssicher befunden und auf eine neue Brücke mit 30 Tonnen Tragkraft gepocht.
Bürgermeister Ferdinand Schmid betonte in der Ratssitzung am 10. Oktober 1985, dass seitens der Gemeinde ein erhebliches Interesse an der Erhaltung der Brücke bestehe, vor allem auch für die Erholungssuchenden auf der Rheininsel. Der Gemeinderat befürwortete die Brückenbaumaßnahme. Es folgten aufwendige Planungen, bis am 11. Oktober 1989 Landwirtschaftsminister Dr. Gerhard Weiser den Spatenstich für eine hochwasserfeste Brücke über den Altrhein zur Rheininsel tätigte.
Ein gutes Jahr später durfte Richtfest gefeiert werden. Die Überdachung der Brücke gewährleistete einen dauerhaft baulichen Holzschutz.
Dass dennoch der Zahn der Zeit vor allem an der Wetterseite der Brücke nagte, war nicht zu verhindern: Das Holz begann zu verwittern. Um der zunehmenden Gefahr eines Pilzbefalls, hervorgerufen durch die Zersetzung des Holzes, vorzubeugen, erfolgte Ende 2003/Anfang 2004 eine Sanierung, bei der die witterungsbedingten „Schwachstellen“ mit Überdeckungs- und Ablaufmaßnahmen behoben wurden.
Dass dennoch der Zahn der Zeit vor allem an der Wetterseite der Brücke nagte, war nicht zu verhindern: Das Holz begann zu verwittern. Um der zunehmenden Gefahr eines Pilzbefalls, hervorgerufen durch die Zersetzung des Holzes, vorzubeugen, erfolgte Ende 2003/Anfang 2004 eine Sanierung, bei der die witterungsbedingten „Schwachstellen“ mit Überdeckungs- und Ablaufmaßnahmen behoben wurden.
Einer langen Lebensdauer dieses Bauwerks steht jetzt also nichts im Wege. In diesem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag, Altrheinbrücke! sas/Foto: Janson
